Die Frage nach dem Baujahr

Die Frage der Originalität ist eines der Hauptkriterien der meisten Oldtimerfreunde.
Ist der Motor wirklich noch das erste Aggregat, ist die Karosserie noch die erste und auch der Rahmen? Viele Fragen sind gerade für frische Oldtimerbesitzer nur schwer zu beantworten. Und auch mancher Verkäufer macht gern aus einem hässlichen Entlein einen scheinbaren „vergoldeten“ Schwan. Die folgenden Tipps sollen einen kurzen Einblick geben, auf welche Dinge man gerade am Wartburg 311 Camping, aber auch teilweise an jedem anderen 311'er genau achten sollte und wo Gefahren lauern. Nicht jeder hat zwar die Prämisse nach größtmöglicher Originalität, aber zumindest muss man sich keinen Bären aufbinden lassen.

Beispiele  

Der Rahmen ist zu DDR-Zeiten gerne gewechselt worden. Bei dem Originalrahmen steht vorne in Fahrtrichtung rechts die Nummer auf dem Querträger eingeschlagen. Das Baujahr wird durch die ersten 2 Ziffern beschrieben. Bei den 311'er Modellen sollten die Rahmen also mit .7 (für 1957), .8 (für 1958), .9 (für 1959), 60 (für 1960 usw.), 61, 62, 63, 64, oder 65 beginnen. Ein voran gestelltes "E" weißt auf einen Ersatzrahmen hin. Vorne in Fahrtrichtung links stand oftmals die Fertigungsnummer
Der Rost oder auch ein Unfall waren zu DDR-Zeiten oft der Grund für Rahmentauschaktionen.
(Danke an Michael Schubert für die Tipps)

Faltdach ausgebaut
Die Karosserie war wie der Rahmen auch gerne mal gewechselt worden. Auch hier waren Korrosion oder auch ein Unfall der Grund für solche Wechselspielchen. Gerade bei den Camping-Ersatzkarossen ist der Unterschied schnell erkannt. Ansonsten ist aber auch hier ein Baujahr über eine eingeschlagene Zahl in der Motorwand zu erkennen. Das Baujahr ist in meinem Fall wohl mit 15/65 festgehalten.

Faltdach ausgebaut

 

Dieses Schiebedach wurde wohl nur in den Originalkarossen verbaut. In den Ersatzkarossen fehlte es vollkommen. Da ging es wohl nur um eine zügige Fertigung ohne große Besonderheiten und minimalen Aufwand. Denn auch sonst fehlen an den mit zu Gesicht gekommenen Karosserien die 2-Farblackierung und die Zierleisten. Faltdach ausgebaut
Auch die Hecktür ist bei den Ersatzkarossen einfacher gehalten. Die umlaufende Linie ca. 5 Zentimeter unter der Heckscheibe ist nur bei den Originalkarosserien (Originaltüren) vorhanden. Die E-Karossen haben hier nur einen kurzen Ansatz dieser Linie und dann verläuft sie in eine durchweg ebene Heckklappe. Sicher sind auch hier einfachere Produktionsabläufe ein Grund für diese kleine Änderung.In der Innenseite setzt sich die Unterscheidung fort. Wo es bei der Originaltür eine komplette Vekleidung gibt und eine geschlossene Radmulde, hat die E-Tür gar keine Verkleidung und eine größer und grober ausgesparte Radmulde. Faltdach ausgebaut
Die Rückleuchte ist die Originale und nicht zu verwechseln mit der vom P70, welche noch eine Lampe in der Mitte beherbergt. Interessant sind hier die kleinen Aufkleber welche einerseits auf die Qualitätsstufe 1 hinweisen und des anderen wohl auf das Produktionsdatum von 1960. Faltdach ausgebaut
Was ich bei den bei meinem Camping vorgefundenen Griffen sehr interessant fand, war das aufgesetzte Baujahr oberhalb der Bolzendurchführung. Sollte etwa jeder Originalgriff das Baujahr verraten? Mir kamen bisher jedenfalls bei keinem anderen Griff Jahreszahlen unter die Augen. Vielleicht ist hier auch nur kurzzeitig das Datum eingesetzt worden.
Auch hier fand ich ein Datum. Die Gummistopper der Türfangbänder. In dem Bild sind leider nur zwei Stück von 1964 zu sehen. Meine Originalen von 1965 waren zu dem Zeitpunkt schon wieder eingebaut.

An anderer Stelle habe ich es schon mal beschrieben, auch die Felgen weisen das Herstellungsjahr aus. So habe ich bei mir 4mal das Herstellungsjahr 1965 und 1mal das Jahr 1972 vorgefunden.

Auch die Bremstrommeln verraten nicht nur durch die schmale oder breite Variante ihre Zugehörigkeit. Auf dem Rand sollte das Herstellungsjahr mit eingegossen sein. In dem Fall zum Beispiel 1964.
Am Motor sollte es nicht schwer fallen das Datum zu finden. Vielleicht verdeckt ein verölter oder verdreckter Motorblock die Sicht auf die entscheidende Stelle. Direkt unter dem Ansatz des Vergaserflansches, etwas schwer zu erkennen, sollte sich das Datum finden lassen.
Ja auch das Unterteil des Motors verzeichnet das Datum. Es sollte dem des Motors recht nahe sein. Motorblock und Unterteil gehören unbedingt zusammen. Sie passen nur immer paarweise und sind auf einander abgestimmt. Eine 4-stellige Nummer welche sich vorne an beiden Motorteilen befindet muss vollkommen identisch sein.